Qualifizierung angehender Fachkräfte der frühkindlichen Bildung unter Berücksichtigung von Digitalisierung und den damit einhergehenden Herausforderungen – Eine Analyse von Unterricht und Praktikum (Arbeitstitel)
Rahmung/Forschungsbedarf/Forschungsvorhaben:
Die Qualifizierung angehender Fachkräfte der frühkindlichen Bildung im Hinblick auf die Digitalisierung ist von zentraler Bedeutung, denn die mit Digitalisierung verbundenen Technologien durchdringen alle Gesellschafts- und Lebensbereiche und damit auch kindliche Alltagswelten (Bulander 2023; Fuhs 2012; Hemminger 2023; Spanhel 2020). Insofern sind diese kindlichen Alltagswelten heute immer auch als „Medienwelten“ (Alfert 2018, S. 533; Domes 2016, S. 99) zu denken. Frühkindliche Bildungsinstitutionen stehen vor der Herausforderung, Kinder und Jugendliche auf eine Welt vorzubereiten, in der digitale und analoge Welten zunehmend verschmelzen. Um diese Aufgabe erfolgreich zu meistern, sind gut qualifizierte Fachkräfte notwendig, die bereits während ihrer Ausbildung auf die Förderung digitaler Bildung vorbereitet werden. Sie müssen in der Lage sein, Medienbildung und -nutzung kritisch und reflektiert zu betrachten, gleichzeitig aber auch offen für den Einsatz digitaler Medien in der frühen Bildung bleiben. Dies ist insbesondere angesichts der stetig voranschreitenden und schwer vorhersehbaren digitalen Transformationen unerlässlich.
Jedoch muss konstatiert werden, dass ein Forschungsbedarf für die Fachschulqualifizierung besteht: Wissen über den fachschulischen Unterricht liegt kaum vor (zusammenfassend: Sauerwein & Kaul 2022; Sauerwein 2020). Gleichzeitig ist, basierend auf den wenigen empirischen Erkenntnissen (Kaul 2022) anzunehmen, dass Digitalisierung im fachschulischen Unterricht kaum aufgegriffen wird. Und trotz politischer Bemühungen (KMK 1998; SWK 2022; BMBF 2016: Europarat 2019) existiert keine „explizite Ausführung zur Digitalisierung mit Blick auf die Kompetenzen des pädagogischen Personals im Bereich der frühkindlichen Bildung“ (Wilmers et al. 2020, S. 12). Diese Desiderate greift das geplante Vorhaben auf. Mittels einer quantitativen Erhebung in Form eines konzipierten Fragebogens, der mit Schüler*innen der Fachschule Sozialpädagogik durchgeführt wird, wird der Frage nachgegangen, wie die fachschulische Ausbildung angehende Erzieher*innen für frühe Bildung in einer digitalen Welt qualifiziert. Dabei sollen die beruflichen Orientierungen, Kompetenzen und Handlungen in Bezug auf Digitalisierung in der Frühen Bildung der angehenden Fachkräfte abgebildet und in den Zusammenhang mit der Gestaltung des Unterrichts gesetzt werden.
Quellenverzeichnis
- Alfert, N. (2018). Medien. In K. Böllert (Hrsg.), Kompendium Kinder- und Jugendhilfe (S. 527–552). Springer Fachmedien. doi.org/10.1007/978-3-531-19096-9
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2016). Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft. Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Berlin.
- Bulander, Y. (2023). Mediale Möglichkeitsräume. Digitale Materialität in der frühen Kindheit. In C. Leineweber, M. Waldmann & M. Wunder (Hrsg.), Materialität – Digitalisierung – Bildung (S. 85–99). Verlag Julius Klinkhardt.
- Domes, M. (2016). Medienpädagogik in der Kinder- und Jugendhilfe – eine lehrreiche Leerstelle?! In: Unsere Jugend, 68. Jahrgang. 98-107.
- Europarat (2019). Leitlinien zur Achtung, zum Schutz und zur Verwirklichung der Rechte des Kindes im digitalen Umfeld Empfehlung. CM/Rec(2018)7 des Ministerkomitees an die Mitgliedstaaten. Deutsche Fassung: Stiftung Digitale Chancen (Berlin).
- Fuhs, B. (2012). Medienpädagogik in der frühen Kindheit? Pädagogische Anmerkungen zur Normalisierung eines neuen Bildungsbereiches. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 22, 1-14. https://doi.org/10.21240/mpaed/22/2015.05.11.X
- Hemminger, E. (2023). Förderung und Erhaltung der Mobilität in der Pflege alter Menschen // Bildung im digitalen Wandel: Empfehlungen für die Praxis // Soziologische Perspektiven (1. Auflage). Altenpflege. Verlag W. Kohlhammer.
- Kaul, I. (2022). Digitale frühe Bildung in der fachschulischen Qualifizierung. Frühe Bildung, 11(2), 67-72. https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000563
- KMK. (1998): Zur Rolle der Medienpädagogik, insbesondere der neuen Medien und der Telekomunikation in der Lehrerbildung: (Bericht des Schulausschusses vom 11.12.1998).
- Sauerwein, M. & Kaul, I. (2022). Kernelemente der Fachschulausbildung für Erzieher*innen – Ein Review. Bildung und Erziehung, 75(1), 74-89. https://doi.org/10.13109/buer.2022.75.1.74
- Sauerwein, M. (2020). Konturen einer Weiterentwicklung der Didaktik für Sozialpädagogik. Soziale Passagen, 12(2), 359-377. https://doi.org/10.1007/s12592-020-00359-w
- Spanhel, D. (2020). Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in digitalisierten Lernwelten. In N. Kutscher, T. Ley, U. Seelmeyer, F. Siller, A. Tillmann & I. Zorn (Hrsg.), Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung (1. Auflage, S. 101-114). Beltz Juventa.
- SWK. (2022). Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule. Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK).
- Wilmers, A., Anda, C., Keller, C., Kerres, M. & Getto, B. (2020). Reviews zur Bildung im digitalen Wandel: Eine Einführung in Kontext und Methodik. In A. Wilmers, C. Anda, C. Keller & M. Rittberger (Hrsg.), Digitalisierung in der Bildung: Band 1. Bildung im digitalen Wandel: Die Bedeutung für das pädagogische Personal und für die Aus- und Fortbildung (S. 7–30). Waxmann.
Betreuer*innen:
Start der Qualifizierungsphase:
Oktober 2024